Prognosemodell für Behördenvorlagen
2024-11-17 Es hat sich gezeigt, dass die Umfragen von gfs sich gut für die Voraussage von Abstimmungsresultaten eignen, aber einen Bias haben. Der Bias ist methodisch bedingt: Jede Umfrage ist nur eine Momentaufnahme, welche das Kräfteverhältnis während der Abstimmungskampagne. Entscheidend ist damit auch die Dynamik der Umfragen. Vor zwei Jahren wurden hier im Artikel Umfragen bei Behördenvorlagen die Prognosequalität von Umfragen anhand der Abstimmungsresultate 2016-2022 untersucht.
Die neuen Daten für 2023 und 2024 bestätigen die vorangehende Analyse. Behördenvorlagen beginnen im Schnitt mit einem Vorsprung (Delta) von 28 Punkten in der ersten Umfrage, haben dann noch 21 Punkte Vorsprung in der zweiten Umfrage und 16 Punkte Vorsprung in der Abstimmung. Die Tendenz in einer Kampagne ist im Schnitt negativ, der Vorsprung reicht aber in der Mehrheit der Vorlagen für ein Ja.
Aus den etwa 40 Abstimmungen lässt sich folgendes Prognosemodell ableiten.
Das Modell startet mit der ersten Umfrage gfs.
- Vorlagen mit einem Vorsprung von 30 Punkten oder mehr wurden immer angenommen.
- Ist der Vorsprung 21-29 Punkte, ist die Annahmewahscheinlichkeit immer noch über 90%. Das CO2-Gesetz mit 25 Punkten wurde jedoch 2020 abgelehnt, es besteht ein Restrisiko einer Ablehnung, deshalb warten wir die 2. Umfrage mit positiver Tendenz ab. Ist der Vorsprung in der 2. Umfrage mindestens 15 Punkte, gehen wir von einer Annahme aus. Sonst ist die Vorlage too close to call (50% Annahmewahrscheinlichkeit: CO2-Gesetz wurde abgelehnt, der Handelsvertrag mit Indonesien angenommen).
- Ist der Vorsprung 10-19 Punkte, ist die Annahmewahrscheinlichkeit nur noch 30%. Deshalb waren wir die 2. Umfrage mit negativer Tendenz ab. Liegt der Vorsprung dann mindestens bei 15 Punkten, gehen wir von einer Annahme aus, sonst von einer Ablehnung. Eine Alternative wäre, hier bei der zweiten Umfrage nur die Dynamik (Unterschied erste und zweite Umfrage) anzuschauen. Wenn die Dynamik positiv ist, dann wird sie angenommen. Wenn die Dynamik unter -5 Punkte ist, abgelehnt, dazwischen ist es too close to call.
- Vorlagen mit einem Vorsprung von 9 Punkten oder weniger wurden immer abgelehnt.
Prognosen für die Abstimmung vom 24. November
Autobahnen
- gfs1 +6 : Ablehnung
Miete Untermiete
- gfs1 +26: gfs2 positive Tendenz
- gfs2 +3: too close to call
Miete Eigenbedarf
- gfs1 +3: Ablehnung
EFAS
- gfs1 +35: Annahme
Wir sehen nächsten Sonntag, ob die Prognose eintrifft. Rot die Daten vom 24. November 2024.
Delta Ja-Nein Behördenvorlagen 2016-2024
gfs Erste Umfrage (x), Abstimmungsresultat (y)
Delta Ja-Nein Behördenvorlagen 2016-2024
gfs Zweite Umfrage (x), Abstimmungsresultat (y)
Delta Ja-Nein Behördenvorlagen 2016-2024
Nur erste Umfrage zwischen +20 und +30
gfs Zweite Umfrage (x), Abstimmungsresultat (y)
Delta Ja-Nein Behördenvorlagen 2016-2024
Nur erste Umfrage zwischen +10 und +20
gfs Dynamik (x), Abstimmungsresultat (y)
Daten
id | gfs1 | gfs2 | vote |
---|---|---|---|
2023 OECD-Steuer | 72 | 49 | 56 |
2024 Stromgesetz | 56 | 49 | 38 |
2018 Finanzordnung | 53 | 58 | 58 |
2017 Erleichterte Einbürgerung | 53 | 35 | 20 |
2017 Ernährungssicherheit | 47 | 49 | 58 |
2023 Klimagesetz | 47 | 27 | 18 |
2021 Terrorismusgesetz | 43 | 30 | 14 |
2021 Covid-Gesetz 1 | 41 | 32 | 20 |
2023 Covid-Gesetz 3 | 40 | 36 | 24 |
2021 Ehe für alle | 40 | 28 | 28 |
2018 Velowege | 38 | 44 | 48 |
2024 EFAS | 35 | 17 | 6 |
2022 Frontex | 34 | 42 | 44 |
2019 Waffenrichtlinie | 33 | 31 | 28 |
2022 AHV | 31 | 21 | 2 |
2017 Energiegesetz | 31 | 19 | 16 |
2016 Asylgesetz | 29 | 31 | 34 |
2022 Transplantationsgesetz | 29 | 24 | 20 |
2017 Strassenfonds NAF | 28 | 34 | 24 |
2020 Vaterschaftsurlaub | 28 | 27 | 20 |
2022 Filmgesetz | 27 | 15 | 16 |
2022 AHV-MWST | 26 | 29 | 10 |
2024 Miete Untermiete | 26 | 3 | -4 |
2021 Covid-Gesetz 2 | 25 | 23 | 24 |
2021 CO2-Gesetz | 25 | 13 | -4 |
2021 Indonesien | 25 | 11 | 4 |
2016 Nachrichtendienstgesetz | 23 | 18 | 32 |
2018 Sozialdetektive | 22 | 21 | 30 |
2020 Kampfflugzeuge | 19 | 16 | 2 |
2020 Jagdgesetz | 18 | -12 | -4 |
2019 Steuer/AHV-Vorlage | 17 | 24 | 32 |
2017 Unternehmenssteuer | 15 | 1 | -18 |
2021 E-ID | 15 | -12 | -18 |
2022 Verrechnungssteuer | 14 | 3 | -4 |
2018 Geldspielgesetz | 13 | 21 | 46 |
2017 Altersvorsorge 2020 MWST | 12 | 5 | -2 |
2017 Altersvorsorge | 11 | 7 | -6 |
2024 BVG | 10 | -34 | |
2020 Kinderabzüge | 8 | -9 | -26 |
2024 Autobahnen | 6 | -4 | -6 |
2024 Miete Eigenbedarf | 3 | -9 | -8 |
2022 Medienpaket | 0 | -3 | -10 |
2024 BGV | -9 | ||
2022 Stempelsteuer | -7 | -12 | -26 |
Update Abstimmungsresultat
Alle Vorraussagen des Modells sind eingetroffen, inklusive der knappe Ausgang bei der Untermiete:
- Autobahnen: -6
- Untermiete: -4
- Eigenbedarf: -8
- EFAS: +6
Das Resultat EFAS ist ausseordentlich tief für Vorlagen, die in der ersten Umfrage über +30 liegen, aber nicht das knappste. Die AHV-Vorlage von 2022 (Erhöhung des Rentenalters der Frauen) startete ebenso hoch und endete noch knapper.