DV:Zukunftsperspektiven
von Patrick Lindenmaier (Kameramann und Erfinder des FAZ bei Swiss Effects)
Man kann sich die Frage stellen, ob die technischen Fortschritte des DV-Formates, die manchmal schwierig zu verfolgen sind, wirklich die Kreativität fördern. Der Zeitverlust für die Umstellung auf das neue Material ist nicht zu vernachlässigen. Im übrigen ist es manchmal einfacher, aus gewohnten Pfaden zu springen, wenn man auf einem Material arbeitet, das man gut kennt.
"Ghetto" zum Beispiel, der Film von Thomas Imbach, wurde ganz auf Video gedreht (Hi8 und DV), aber auf einem 35mm-Schneidetisch geschnitten. Das Arbeiten nach traditioneller Art dient als Sicherheitsnetz, auch wenn in finanzieller Hinsicht der Entscheid unlogisch erscheint: Es wurde natürlich viel mehr Material gefazt, als schliesslich auf der Filmkopie vorhanden war.
Mit den neuen Technologien, sei es DV oder Avid, muss man sich die Zeit zum Überlegen nehmen, denn ihre Schnelligkeit und Bedienungsfreundlichkeit führen manchmal zu inadäquaten Entscheidungen.
Die Verschiebung der Kosten von den Dreharbeiten auf die Postproduktion ändert die Drehweise: Die Experimentierfreiheit kann sich als Behinderung herausstellen, da man versucht ist, in der Beliebigkeit zu landen.
DV ist ein Amateurformat, das eine sehr lange Lebensdauer hat, wie das VHS. Bald findet man beim Radiohändler komplette Schnittsysteme, die auch noch den Ton bearbeiten und Effekte einbauen. Man muss diese neuen Programme natürlich bedienen lernen und auf ihre professionelle Verwendbarkeit hin prüfen.
Ein Focal-Seminar unterstützt von Swiss Effects
Konzept: Tommaso Vergallo, Ueli Nüesch und Matthias Bürcher
Organisation: Elizabeth Waelchli
(Genf, 27. und 28. Februar 1998)
Zusammenfassung: Nicole Borgeat
Deutsche Übersetzung: Matthias Bürcher
Fürs Gegenlesen sei gedankt: Elizabeth Waelchli, Tommaso Vergallo, Ueli Nüesch